20.06 .und 23.06.1990: Aufstiegsspiele zur Landesliga
Walter Schmidt erinnert sich an zwei hoch dramatische Spiele
Zur Person:.
Walter Schmidt spielte in den Jugendmannschaften, danach vom 18. bis zum 32. Lebensjahr im Herrenbereich des TuS. In den folgenden 10 Jahren trainierte er A- und B-Jugendmannschaften. In dieser Zeit wurde er Kreismeister, Kreispokalsieger und schaffte den Aufstieg in die Bezirksklasse. Sein Engagement wurde mit der Auszeichnung „Sportler des Jahres“ vom Verein geehrt. In der Zeit nach dem Fußball wandte er sich dem Laufsport zu. Inzwischen hat er über 50 Marathonläufe ( u.a. in London, Amsterdam. Stockholm) absolviert. 2014 wurde er mit der Ü50 Mannschaft des TuS Niedersachsenmeister im Halbmarathon. Noch heute nimmt er aktiv an Laufwettkämpfen teil.
Sein Beitrag:
Der Kader für die Aufstiegsspiele setzte sich wie folgt zusammen:
Tor: Hubert Wessel, Klaus Buschermöhle
Abwehr: Franz Middecke, Bernhard Sander, Michael Kettler, Walter Schmidt, Frank Bolenski,
Mittelfeld: Frank Fleddermann, Klaus Mertens, Berthold Krone, Klaus Rehage, Uwe Niemeyer, Jens Niemeyer
Sturm: Georg Lange, Frank Baier, Udo Richter
Vom 16-köpfigen Kader stammten 13 Spieler aus der eigenen Jugend. Hinzu kamen Berthold Krone (auch waschechter Bersenbrücker), der die Nachwuchsschule des VfL Osnabrück durchlaufen hatte, sowie 2 Zugänge aus dem Nordkreis. Wie sehr auch die beiden vom TuS-Gen infiziert wurden, zeigte sich Jahre später, als Hubert Wessel (Obmann) und Frank Baier (Cheftrainer) in verantwortlichen Positionen die Geschicke der 1. Herrenmannschaft begleiten sollten.
TuS Bersenbrück – Wolfenbütteler SV 11:10 n.E.
Mittwoch 20 Juni 1990
Als frisch gebackener Niedersachsen – Pokalsieger (Endspiel am 16.06.1990) traten wir die Reise nach Leese (Kreis Mittelweser) an. Auf neutralem Platz erwartete uns eine ausgeruhte Truppe aus Wolfenbüttel, die ihr Saisonfinale schon 10 Tage zuvor absolviert hatte…so viel zum Thema Chancengleichheit. Aufgrund der mangelnden Frische fehlte uns der Esprit und die Kreativität, um in der Offensive Glanzpunkte setzen zu können, aber diszipliniert agierend ließen wir nach hinten nichts anbrennen.
Es kam so wie es kommen musste: Nach dem Halbfinale (gegen Norden) und dem Pokalfinale (gegen Ricklingen) folgte nach einem 1:1 zum dritten Male nacheinander eine Entscheidung im Elfmeterschießen....und doch war diesmal alles anders. Nach den etatmäßigen 5 Schützen war keine Entscheidung gefallen, auch der 6, 7. und 8. Elfmeter brachte noch keinen Sieger hervor. Klaus Rehage und ich hatten demonstrativ das Trikot bzw. die Fußballschuhe ausgezogen um zu signalisieren „Lasst diesen Kelch an uns vorübergehen“! Coach Klaus Berger schaute mir tief in die Augen und so gab es jetzt kein Entrinnen. Wolfenbüttel legte vor und zu meinem Entsetzen platzierte der Schütze den Ball bombensicher in die Maschen. Der Begriff Strafstoß bekam jetzt für mich eine ganz neue Bedeutung. Passend dazu zogen am Himmel tief dunkle Regenwolken auf und nach einem schwülen Tag drohte ein Gewitter. Der Weg vom Mittelkreis zum Punkt kam mir nun wie eine Ewigkeit vor. Es war gar nicht so einfach, den Ball vernünftig zu Recht zu legen. Kein Gras an der Stelle, nur eine Erdmulde...Nicht auf den Torwart schauen, nach rechts antäuschen und den Ball möglichst flach in die äußerste linke Ecke schießen...soweit der Plan. Der Keeper ahnte die richtige Ecke und hechtete genau dahin. Ich mochte nicht hinsehen, hatte den Ball aber wohl nicht richtig getroffen und mein Schuss ging in Richtung Tormitte. Fast wäre der Torhüter noch mit dem Stollen am Ball gewesen, doch um Haaresbreite verpasste er. Erleichterung pur und die Kameraden beglückwünschten mich: wow. cool gemacht! Na, wenn ihr wüsstet...
Der Elfmetermarathon endete schließlich glücklich für uns und der Himmel öffnete seine Schleusen. Der Fußballgott da oben hatte den TuS in diesen Tagen fest in sein Herz geschlossen!
TuS Bersenbrück – Sparta Langenhagen 2:1
Samstag 23. Juni 1990
Die begeisterungsfähigen Bersenbrücker Schlachtenbummler machten mobil und traten mit 5 Sonderbussen und zahlreichen privaten Fahrgemeinschaften den Weg zum entscheidenden Aufstiegsspiel in Steimbke (Landkreis Nienburg) an. Wie wir von unserm umtriebigen Macher Bernd Schmidt erfuhren, war der Gegner dank entsprechender Finanzkraft mit einigen Akteuren bestückt, die bereits auf höherer Ebene aktiv waren.
Zwei Teams auf Augenhöhe. Sparta lag bis zur 70. Minute 1:0 vorne. Unsere Fans im Rücken, Laufstärke, Willenskraft und ein taktischer Schachzug vom Coach Klaus Berger brachten die Wende. Unser erfahrener Abwehrchef Bernhard Sander (35) wurde nach vorne auf die Mittelstürmerposition beordert. In seiner Sturm- und Drangzeit war er der erfolgreichste Goalgetter im Nordkreis und sein angeborener Torinstinkt wurde genau zur richtigen Zeit zu neuem Leben erweckt. Mit 2 Treffern sorgte unser „Oldie“ für ein Happy End und schoss den TuS in die damalige Landesliga Niedersachsen!
Es folgte ein Bus- und Autokorso durch Bersenbrück und eine ausgelassene Feier der Fans, Betreuer und Spieler. Bersenbrück war in jenen Tagen eine große sportliche Familie!
Textzusammenstellung von Hermann Thöle