Der Traum vom Einzug in den DFB-Pokal ist geplatzt, aber die Fußballer des TuS Bersenbrück wurden trotz der 2:3-Niederlage gegen Atlas Delmenhorst im Endspiel des Niedersachsenpokals von rund 600 Fans gefeiert. Die Enttäuschung ließ sich dadurch allerdings nur bedingt lindern.
„Es wird auch noch die nächsten Tage wehtun, wenn man realisiert, was man dafür eine Chance liegen gelassen hat“, sagte Max Tolischus. „Es ist die dümmste Floskel, die es eigentlich gibt, aber: So ist Fußball“, bilanzierte Bersenbrücks Angreifer nach dem Endspiel im Eilenriedestadion in Hannover.
Der TuS wirkte vor 1877 Zuschauern verkrampft und fand spielerisch nicht zu seiner Linie. Auf der anderen Seite agierten die Delmenhorster energisch in den Zweikämpfen und präsent bei zweiten Bällen. Obwohl sich die Bersenbrücker auf einen physisch starken Gegner eingestellt hatten, der mit vielen langen Bällen operiert, fielen die ersten beiden Gegentore genau auf diese Weise.
Nicolas Eiter verursachte zunächst einen Freistoß. Die Hereingabe versenkte Thade Hein zum 0:1. Auch beim zweiten Gegentreffer war der TuS schläfrig. Delmenhorsts Tom Schmidt flankte unbedrängt von der Strafraumkante. Den Kopfball parierte Torwart Christoph Bollmann noch stark, war beim Nachschuss von Hein aber machtlos. „Wir wussten ja, wie sie spielen. Deswegen hat es mich gewundert, dass wir uns so den Schneid abkaufen lassen“, sagte TuS-Kapitän Marc Flottemesch. Die einzige Bersenbrücker Chance vor der Pause hatte Malik Urner, der den Pfosten traf (37.).
In der zweiten Halbzeit wollten die Bersenbrücker schneller und selbstbewusster spielen. Stattdessen sorgte Atlas früh für den nächsten Dämpfer: Patrick Degen dribbelte sich bis zur Grundlinie durch und flankte auf Stürmer Marco Prießner, der sträflich freistehend zum 0:3 einköpfte – ein „Kollektivversagen“, wie Tolischus zugab.
Mit dem Mut der Verzweiflung wurde der TuS zielstrebiger. Auf der Gegenseite zollten die Delmenhorster ab der 60. Minute ihrem hohen Einsatz mit zahlreichen Krämpfen Tribut. Aaron Goldmanns direkter Freistoß wurde unhaltbar zum 1:3 abgefälscht (63.). In der emotionalen Schlussphase traf Sandro Heskamp zunächst die Latte (86.), ehe erneut Goldmann auf 2:3 verkürzte (87.). Der TuS warf in den letzten Minuten alles nach vorne. David Leinweber zog sich bei einem Kopfballduell eine schwere Platzwunde an der Schläfe zu, rannte direkt zur Seitenlinie, um sich behandeln zu lassen und keine Zeit zu verlieren. Doch das Aufbäumen kam zu spät, für mehr genügte es nicht.
Die Bersenbrücker mussten sich vorwerfen lassen, in der wichtigsten Partie der Saison nicht Normalform gezeigt zu haben. Neben der spielerischen Ideenlosigkeit waren viele Ungenauigkeiten auffällig. „Der Kopf war willig, aber wir haben es irgendwie nicht umsetzen können“, suchte Tolischus nach einer Erklärung.
Unter dem Strich war die Niederlage gegen den durchaus schlagbaren Oberliga-Konkurrenten verdient. Atlas zeigte mit seinen Mitteln ein gutes Spiel und darf sich nun im DFB-Pokal auf einen namhaften Kontrahenten und 115.000 Euro TV-Geld freuen.
Trotzdem wurden auch die Bersenbrücker gefeiert. „Direkt nach dem Spiel musste ich mit den Tränen kämpfen. Der ganze Weg war so weit, und dann scheitert es am letzten Schritt. Wenn du dann vor den Fans stehst und alle jubeln noch, obwohl man verloren hat, kommt man auch schnell wieder auf andere Gedanken“, sagte Flottemesch. Ähnlich sah es Tolischus: „Wir können stolz sein auf diese Bersenbrücker Einheit, die mit fast 600 Leuten hier hergekommen ist.“
Noch am selben Abend wurde die Mannschaft am Marktplatz in Bersenbrück von Bürgermeister Christian Klütsch und den Fans empfangen und durfte sich trotz der Niederlage gebührend für eine starke Saison in der Oberliga und im NFV-Pokal feiern lassen.
Text: NOZ vom 27.05.2019
Fotogalerie von Bernhard Mecklenfeld unter https://www.fupa.net/galerie/tus-bersenbrueck-sv-atlas-delmenhorst-316958/foto1.html